Zwei Jahrhunderte Thun - ein Spaziergang

Inspiriert von Marquard Wochers Thun-Panorama (1809-1814), das im Schadaupark ausgestellt wird,  befasste sich die Künstlerin Verena Leo mit der Geschichte der Stadt von damals bis heute. Vieles hat sich verändert, aber einiges ist auch geblieben. Nach wie vor leben hier Menschen, die mit ihren individuellen Geschichten den Ort prägen, ihre Kultur pflegen, ihren Alltag bewältigen, Erinnerungen und Träume haben und eine Gemeinschaft bilden. 

Unter der Leitung der Künstlerin bildete sich eine bunt zusammengewürfelte Arbeitsgruppe, die mit Freude und Enthusiasmus die von der Künstlerin vorbereiteten Wocher-Figuren bemalte und die Rückseiten neu interpretierte. Je nach Blickwinkel begegnen wir somit einerseits den historischen Gestalten, die unsere Stadt vor 200 Jahren bevölkerten und andererseits der Vielfalt der heutigen Bewohner, die neben den Nachkommen der historischen Figuren das gegenwärtige Stadtbild beleben und eigene Geschichten, Traditionen, Sprachen und Erinnerungen mitbringen. Es eröffnet sich eine neue Sicht auf die Vielschichtigkeit und Komplexität der Gegenwart.

Die zu Wochers Zeiten beliebten Panoramabilder ermöglichten es den Leuten damals, fremde und unbekannte Orte zu entdecken und zu bestaunen. Die Welt von heute mit ihrer Bilderflut birgt hier nur noch wenige Geheimnisse. Wir bereisen fremde Länder und Kontinente, verschicken Bilder in Sekundenschnelle um die Welt, aber die Menschen, die an einem Ort zusammen leben, kennen sich untereinander oft nicht mehr. Das Projekt verfolgt die Idee, eine neue Sicht auf Zeit und Veränderung zu richten. Durch die kreative Zusammenarbeit und den aktiven Austausch werden Wege gesucht, über lokales und globales Handeln nachzudenken, um den zeitlosen Bedürfnissen aller Menschen nach Gemeinschaft, Anerkennung, Geborgenheit und Wertschätzung gerecht zu werden.

Text: Dorlis Bröcking